
Foto Salzkammergut Trophy

Fotos © by NoSane, nyx.at Teilnehmerfotos von allen Teilnehmern findet ihr unter: www.sportograf.com
Salzkammergut Trophy 2010
Es gibt Rennen, und es gibt Rennen. Und dann gibt’s noch die Salzkammergut Trophy. Mit der 2010er-Ausgabe hat sich Österreichs größter Marathon endgültig in die nächsthöhere Liga katapultiert. Ein Bericht in Wort und Bild.
Es ist alles wie gehabt: Noch grau schält sich der Morgen aus dem Rest von Nacht, schnaufend schlängelt ein Menschenband den Asphaltanstieg hoch, lärmend und jubelnd machen ihm die Frühaufsteher unter den Zaungästen Mut. "Hopp, hopp, is nimma weit", fällt unweigerlich der obligatorische Schmäh.
Und doch ist diesmal alles anders. Das Wasser auf Gesicht, Armen und Beinen entstammt zu hundert Prozent körpereigener Produktion, und nicht einer pünktlich zum Start eingetroffenen Schlechtwetterfront. Fahrer wie Publikum tragen ärmellos statt Regenkluft. Und mit jeder absolvierten Kurve schweift der Blick weiter übers sommerlich-sonnige Land. Vergessen der Wintereinbruch vom Vorjahr.
Es ist Samstag, der 17. Juli 2010, fünf Uhr früh. Das Thermometer zeigt gute 20 Grad und soeben haben sich rund 450 Menschen auf den beschwerlich langen Weg durch die UNESCO-Welterberegion Hallstatt-Dachstein Salzkammergut gemacht. Nur 263 von ihnen, darunter fünf Frauen, werden die 211 km und 7.125 Höhenmeter auch schaffen. Für die übrigen kommt früher oder später das hitzebedingte bzw. konditionelle Aus, das technische WO, oder, bei prognostizierten 35 Grad irgendwie paradox, das Ende wegen Unterkühlung und Schüttelfrost. Aber noch ist von den abendlichen Gewittern nichts zu sehen außer einer spektakulär leuchtenden Haufenwolke. Noch ist alles gut.
Während die A-Fahrer über Raschberg, Hütteneckalm, Halleralm, Pflindsberg, Blaa Alm und ein weiteres Mal Hütteneckalm den ersten Hunderter des Tages in Angriff nehmen, erwacht unten in Bad Goisern allmählich die Event-Maschinerie zum Leben. Die Parkplätze füllen sich, die Expo-Area öffnet ihre Pforten, die Lautsprecher schicken abwechselnd flotte Töne und wichtige Informationen über den Marktplatz. Frisch mit Startnummern und Powerbar-Paketen ausgestattete Menschen beobachten das Treiben von der neu errichteten Fußgänger-Überführung aus, erste Kinder entern die Riesenrutsche samt Spielstationen beim Pfarrhof.
Ab neun Uhr Vormittag geht’s dann Schlag auf Schlag. Im Stunden- und dann Halbstundentakt werden die weiteren fünf Distanzen gestartet. Ein Teilnehmerfeld größer als das andere, wälzen sich die Radlermassen aus der normal so beschaulichen Marktgemeinde hinaus in die Welt. Die neue C-Strecke über 72 km beginnt zwecks Entlastung des 7.000-Seelen-Dorfes überhaupt in Obertraun. Insgesamt sind es 4.200 Teilnehmer aus 36 Nationen, die an diesem Tag per Ein- oder Zweirad eine der Strecken zwischen 27 und 211 Kilometern in Angriff nehmen.
Was sie erwartet? Labstationen, die mit Flaschen, Bechern, Obst, Kuchen, Brot, Wurst und Käse so reich bestückt sind, dass sie mit praller gefülltem Bauch als vom Besuch bei Großmuttern zurück kommen. Helfer und Streckenposten, die offensichtlich eine solche Freude haben an dem, was sie da tun, dass sie mit jedem von ihnen ein freundliches Tratscherl führen könnten. Streckenabschnitte, die so schön sind, dass sie von rechts wegen einen Moment inne halten und schauen sollten, bevor sie weiterfahren. Zuschauer, die auch für den Letzten im Feld noch aufmunternde Worte, Kuhglockenläuten und Ratschenlärm übrig haben. Und Hitze. Unerträgliche Hitze.
Insofern ist wirklich jeder ein Sieger, der an diesem Tag die Ziellinie sieht. Und selbst jenen, die es nicht schaffen, gebührt ehrlicher Respekt, es überhaupt versucht zu haben.
Um 21:03 bringt der Jubelschrei eines Niederländers die Stimmung der Finisher auf den Punkt: „Yes, I am a man! I did it! I am a man, no boy!“ ruft er seinen Triumph über die A-Distanz in den Zielraum hinaus. Gezeichnet von den Strapazen, durchnässt von den heftigen abendlichen Gewittern, weit entfernt von irgendeinem Spitzenplatz und kaum fähig, sich auf zwei Beinen zu halten – aber glücklich.
Für einen anderen Teilnehmer und dessen Familie ist es zu diesem Zeitpunkt bereits traurige Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkommen wird. Nie mehr. Bei einem Überholmanöver bergauf stürzte der 38-jährige Wiener Wolfgang S. im Grabenbachtal zu Tode. Mucksmäuschenstill wird's im Festzelt, als die Veranstalter die schreckliche Nachricht überbringen. Bestürzung und Betroffenheit bleiben bis weit über die Schweigeminute hinaus. Auch bei der Crew von Bikeboard.at, die hiermit den Hinterbliebenen ihre aufrichtige Anteilnahme und ihr tief empfundenes Mitgefühl aussprechen möchte. | ||
Böttcher Mike - Fatbike - Salzkammergut Trophy 2014
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